Menschen bei uns

»Wir müssen unsere Gemeinde über die Grenzen hinweg bekannt machen.«

, von Imke Kuhlmann

Wolfgang Snijders in seiner Band. FOTO: Imke Kuhlmann

Wentorf – Seit fünf Jahren ist Wolfgang Snijders vielen in der Region bekannt. Im Jahr 2015 übernahm seine Frau Daniela den EDEKA-Markt an der Hauptstraße. Fast zeitgleich schmiss der 45-jährige seinen Job als Key-Account-Manager bei einem großen amerikanischen Unternehmen mit der Verantwortung für 65 Mitarbeiter, um seine Frau bei der Erfüllung ihres beruflichen Traums zu unterstützen. »Für uns war klar, das funktioniert nur, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen«, sagt er. Seine Entscheidung hat er voller Überzeugung getroffen und nie bereut.

Wenn Wolfgang Snijders durch den Laden geht, fällt er auf. Immer schwarz gekleidet, groß, kräftig und einen langen Pferdeschwanz. »Den trage ich, seit ich zwölf Jahre alt bin«, erzählt er. Nur die Spitzen werden regelmäßig geschnitten. Snijders ist nicht der typische Einzelhändler, doch mit seiner Freundlichkeit schlägt er so manchen. Er ist sich selbst treu, egal, was andere denken.

Sein Lebenslauf ist spannend. Vom gelernten Groß- und Außenhandelskaufmann, Musikjournalisten, Eventmanager bis zum Vertriebsexperten und nun Geschäftsführer eines Edeka-Marktes. Seine Frau ist der Chef und das ist für den begeisterten Musikexperten absolut in Ordnung. »Sie ist diejenige, die das Geschäft von der Pike auf gelernt hat, da werde ich einen Teufel tun und mich mit Halbwissen ins Geschäft stellen« sagt er. Seine Expertise ist das Kaufmännische: Controlling, Verhandlung mit Lieferanten und Personalorganisation sind seine Aufgaben.

Die Liebe zur Musik entdeckte er bereits mit sieben Jahren. Ungewöhnlich für das Alter: Er entdeckte die Hard-Rock-Musik für sich. Die Band KISS war sein erster Kontakt zu diesem Musikgenre. »Ich erinnere mich noch, dass ich ein Stück zig-Mal hintereinander gehört habe, weil es mir so gut gefiel«, sagt der Musiker. Bis heute ist er Fan der Gruppe. 2010 hat er die Band sogar auf ihrer Tour begleitet. Ein Tattoo mit Autogramm und Konterfei des Sängers Gene Simmons schmückt seine Wade. Wolfgang Snijders liebt Tattoos. Sein Körper ist voll davon, nur Kopf, Hals und Hände bleiben frei. Jedes hat seine Geschichte, wie eben auch das von KISS.

Zurück zu seiner persönlichen Musikgeschichte. Die erste musikalische Begegnung mit KISS veränderte sein Leben. Von da an wollte er unbedingt Gitarre spielen lernen. Und er bekam eine. »Eine Gitarre mit Loch«, wie er sagt. »Erstmal klassische Gitarre«, waren die Worte seiner Mutter. Mit elf gab es dann die erste E-Gitarre – ohne Loch. Mit mehreren Bands spielte er in den vergangenen Jahren zusammen. Auftritte und CDs wurden veröffentlicht. Doch immer blieb es ein Hobby. »Dafür bin ich dann doch zu sicherheitsdenkend. Ich möchte wissen, dass ich jeden Monat meine Rechnungen bezahlen kann«, sagt er. Aktuell spielt er mit vier weiteren Musikern in der Band »Hellforged«. Im späten Frühjahr soll der erste öffentliche Auftritt sein, eine CD könnte folgen. Death-Thrash Metal ist die Musikrichtung, die die fünf Musiker spielen. Eine extreme Spielart der Metalmusik. Hier schlüpft Wolfgang Snijders in eine andere Rolle. Hier kann er laut sein. Die Musik ist für ihn der Ausgleich zum Alltag.

Und so kontrovers es scheint, genauso ist die Wentorfer Bühne für ihn ein geliebter Ausgleich. Seit 2012 sind er und seine Frau Daniela im Team. »Das erste Stück waren die Bremer Stadtmusikanten«, erinnert er. Beide stehen sie gern auf der Bühne. »Ich lerne allerdings nicht gern Rollen auswendig und improvisiere, das kommt nicht immer so gut«, sagt der erste Vorsitzende des Vereins. »Meine Frau ist großartig auf der Bühne«, schwärmt er. Sein Engagement ist außergewöhnlich. Nahezu täglich ist er mit den Aufgaben der Bühne beschäftigt. »Proben vorbereiten, Homepage pflegen, Stücke lesen – da kommt einiges zusammen«, so Snijders. Und auch wenn es für manchen klingt, wie ein extremer Gegensatz zur Metal-Musik, so ist es die Bühne und die Unterhaltung der Menschen, die beides verbindet. »Ob Musik, Bühne oder Edeka-Markt, für mich ist alles ein Hobby«, sagt er. 14 Personen gehören zum aktiven Ensemble des Theaters. Aktuell wird das Stück »Wer krank ist, muss kerngesund sein« von Uschi Schilling, Regie: Daniela Snijders, geprobt. Premiere soll sein am 29. Mai 2020 in der Aula der Gemeinschaftsschule Wentorf.

Und noch ein ehrenamtliches Engagement bekleidet der Geschäftsführer des Edeka Marktes. Er ist Vorstandsmitglied in der Wirtschaftsinitiative Wentorf. »Für mich ist es wichtig, das Interesse der Gemeinde an der Wirtschaft zu stärken«, so der Geschäftsmann. Dazu würde er gern öffentlicher mit der Wirtschaftsinitiative und der Gemeinde auftreten. Wenn er sich etwas wünsche dürfte, dann wäre es ein Open-Air-Festival für Wentorf, das auch Menschen aus dem Umland anzieht »Wir müssen unsere Gemeinde über die Grenzen hinweg bekannt machen und wir haben großartige Voraussetzungen dafür«, sagt er.

Und weil Helfen sowieso auf seiner Agenda steht, spendet er auch mit dem Unternehmen für die Tafel, die Tierheime in Geestacht und Reinbek sowie der Obdachlosenhilfe »Zwischstopp Straße«. »Voraussetzung für alles was ich tue, ist die Freude daran«, so Wolfgang Snijders.

Mehr zum Thema