19.3.2021: Für Klimaschutz auf die Straße

Gut 100 Demonstranten setzten in Reinbek ein Zeichen.

, von Hartmuth Sandtner

Der Klima-Demonstrationszug führte von der Sophienstraße aus durch Alt-Reinbek zur Abschlusskundgebung an der Böge

Reinbek – »Wir haben nur noch 8 Jahre Zeit, um klimaneutral zu werden, sonst ist das 1,5-Grad-Ziel durch«, war eine der zentralen Aussagen von Jürgen Rieger von der Klimaschutz-Initiative Sachsenwald, die am 19. März zur ersten Klima-Demonstration im Rahmen des globalen Klimastreiks von Fridays for Future aufgerufen hatte. Gut 100 Teilnehmende waren dem Aufruf gefolgt und hatten sich am Reinbeker Bahnhof eingefunden. »Die große Beteiligung zeigt, dass wir eine ganz lebendige Zivilgesellschaft hier haben in Reinbek«, freute sich Rieger über die große Teilnehmerzahl.

Vom Bahnhof gingen die Demonstranten über die Bahnhofstraße und – nach einer Schleife über den Rosenplatz –  am Rathaus vorbei (dort laut deklamierend: »Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!«), zur Abschlusskundgebung auf der Grünfläche an der Böge beim ehemaligen Rowohlt-Verlag.

Die Klimaschutz-Initiative fordert in der Klimakrise »viel mehr Engagement von der Stadt Reinbek«. Rieger: »Wir fordern, dass wir rauskommen aus den schönen Worten und Reden die hier gehalten werden, sondern dass wir ins Handeln kommen, dass wirklich was passiert. Reinbek ist seit  25 Jahren im Klimabündnis mit der freiwilligen Selbstverpflichtung, alle 5 Jahre 10 Prozent der Emissionen zu reduzieren.« Aber Reinbek hat »bisher Null eingespart«, verwies Rieger dabei auf kürzlich erfolgte Feststellungen der Klimaschutzmanagerin, die inzwischen Reinbek verlassen hat. Und Rieger monierte, dass sich jetzt auch noch das Rathaus mit einer Ehrenurkunde des Klimabündnisses für seine 25-jährige Teilhabe schmücke, »aber es ist nichts passiert«, rief Rieger den Teilnehmenden der Demonstration entgegen. Rieger fordert konkrete Maßnahmen, dass die Liegenschaften der Stadt energetisch saniert werden, dass erneuerbare Energien eingesetzt werden. Rieger: »Es kann doch nicht wahr sein, dass auf dem Dach des Schulzentrums keine Solaranlage geplant wurde.« Weiter forderte er, dass der Fuhrpark umgestellt wird, dass die Radwege verbessert werden, aber lobte dabei auch, dass die Stadt den Runden Tisch Radwege initiiert hat. Denn so Rieger: »Es muss sich auch was ändern. Wir haben hier eine ganz erbärmliche Qualität der Radwege. Und dass bei steigender Radverkehrsquote!« Weiter fordert die Klimaschutz-Initiative, dass das E-Werk, das sich in kommunaler Hand befindet, umgestellt wird auf erneuerbare Energien. Rieger: »Das ist ein riesiger Hebel, den wir haben! Denn wir wollen beim E-Werk bleiben und nicht zu anderen Anbietern wechseln«.« Außerdem fordert die Initiative, dass es Richtlinien gibt für die Beschaffung in der Stadt. Rieger: »Das muss sich ändern in der Stadt. Sonst bleiben wir ein ganz träger Haufen, der zuguckt, wie andere Städte was machen, aber wir machen nichts«.

Aber die Klimaschutz-Initiative hat nicht nur Forderungen an die Stadt, sondern auch an die Wirtschaft, dass die Unternehmen Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln, dass sie Nachhaltigkeitsbeauftragte einsetzen und erneuerbare Energien. Rieger: »Wenn man bei GoogleMap sich das Industriegebiet anschaut, dann ist da fast keine Solaranlage zu finden, das ist nicht zu verstehen!« Und Rieger wendet sich auch an die einzelne Bürgerin und den einzelnen Bürger, fordert mehr Engagement, klimaschädliches Verhalten zu verändern und den persönlichen ökologischen Fußabdruck zu überprüfen (Rechner: uba.co2-rechner.de/de_DE/). »Und wenn ich durch Reinbek radle und die Häuser sehe«, so Rieger, »dann sind so viele nach Süden ausgerichtet, aber da sind keine Solaranlagen drauf. Das kann heute nicht mehr sein!«

Aber Rieger und die Klimaschutz-Initiative Sachsenwald haben noch mehr Forderungen an den einzelnen Bürger und an die einzelne Bürgerin, den gesamten Lebensbereich betreffend: Wo beziehen wir den Strom her, ist der erneuerbar? Unsere Wärme, die wir beziehen: Ist die erneuerbar? Wie steht es um unsere Ernährung und unsere Mobilität?

Rieger: »Wenn wir Klimaschutz ernst nehmen, müssen wir die nächsten 10 Jahre, bis die Flugzeugindustrie auf erneuerbare Kraftstoffe umgestellt hat, auf das Fliegen verzichten. Wir können es uns nicht mehr leisten, dass in der großen Masse Fehlverhalten stattfindet.«