Gelebte Demokratie

Reinbek hat wieder einen Kinder- und Jugendbeirat (KJB)

, von Susanne Nowacki

KJB-Vorsitzende Emma Rothschuh und ihre Stellvertreter Jakob Hess und Maximilian Gaedke (re.). FOTO: Stephanie Rutke

Reinbek – 15 Kandidaten standen für 2.753 Wahlberechtigte an vier Wahltagen in fünf Wahllokalen zur Wahl für den vierten Reinbeker Kinder- und Jugendbeirat (KJB). Zuletzt wurde hier im Jahr 2008 ein KJB gewählt. 19,36 Prozent der Wahlberechtigten (junge Menschen zwischen 12 und 21 Jahren, die in Reinbek gemeldet sind) nutzten diese Gelegenheit, die Kandidaten mit dem nötigen Rückenwind in die kommenden politischen Debatten zu schicken.

Alexander Hinterthan (19 Jahre) erhielt mit 122 Stimmen die höchste Zustimmung, Milla Väterlein (14 Jahre) lag mit 104 Stimmen auf Rang 2. Alle anderen Kandidaten erhielten zwischen 42 bis 73 Stimmen. Da 15 Bewerber für 15 Plätze bereitstanden, können alle Kandidaten ihr neues Amt antreten. Nachrücker gibt es somit nicht.

In 2019 keimte bei einigen Jugendlichen der Wunsch auf, sich für die Belange ihrer Altersgenossen in Reinbek einzusetzen und sich Gehör in der Politik zu verschaffen. Auslöser war unter anderem die Veranstaltung »Jugend im Rathaus«, bei der Schüler der zehnten Klassen hinter die Kulissen der Stadtverwaltung und Kommunalpolitik gucken können. Nun sind sie als Beiräte selbst Teil der Kommunalpolitik, denn der Kinder- und Jugendbeirat darf an allen Sitzungen der Kommunalpolitiker teilnehmen, hat Antrags- und Rederecht in den Sitzungen. In der konstituierenden Sitzung des KJB am 4. Juni verpflichtete Bürgermeister Björn Warmer 13 der 15 Beiräte auf die gewissenhafte Erfüllung ihrer Aufgaben. Der Handschlag musste coronabedingt entfallen, aber Rechte und Pflichten ihres neuen Amtes als Beiräte waren den 12- bis 19-jährigen Schüler*innen und Auszubildenden anzumerken. Bürgermeister Warmer machte den neuen Beiräten Mut, angesichts von oftmals sehr umfangreichen Tagesordnungen der städtischen Gremien nicht zu verzweifeln: »Kommen Sie mit Ihren Fragen zu uns und lassen Sie uns das auf Augenhöhe besprechen. Dann werden Sie bald merken: Politik kann gestalten und macht Spaß.« Warmer rief dazu auf, sich nicht von den Erwartungen anderer überfrachten zu lassen: »Ich erwarte gar nichts von Euch, weil ich Euch nicht überlasten möchte. Guckt erst einmal, was Ihr selbst von Euch erwartet.«

Nun musste nur noch der Vorstand des neuen KJB gewählt werden. Fünf Wahlvorschläge gab es für den ersten Vorsitz. Auf dem Wahlplakat war sie bereits die Nummer eins und nun wurde Emma Rothschuh mit zehn von 13 Stimmen zur ersten Vorsitzenden des Gremiums gewählt. Ihre beiden Stellvertreter sind der 15-jährige Gemeinschaftsschüler Maximilian Gaedke aus Aumühle und der 16-jährige Gymnasiast Jakob Hess aus Reinbek.

Die siebzehnjährige Emma Rothschuh ist Auszubildende im Gesundheitsbereich und hat in 2019 an der Gemeinschaftsschule ihre Mittlere Reife abgelegt. Sie übernahm nach ihrer Wahl satzungsgemäß die Leitung der konstituierenden Sitzung von Bürgermeister Warmer, der ihr als Assistent half, die ersten Klippen der weiteren Tagesordnungspunkte zu umschiffen. Die neuen Beiräte haben sich auf ihr neues Amt gut vorbereitet. Seit ihrer Wahl im März 2020 trafen sie sich wöchentlich in Videokonferenzen und haben ihre Vorstellungen ausgetauscht. Nun wollen sie sich alle zwei Wochen im JUZ Reinbek treffen und besser kennenlernen. Zwei Beiräte werden zukünftig die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen, zwei weitere die Protokollführung.

Ob der KJB eine eigene Adresse erhalten wird, muss noch geprüft werden. Der Seniorenbeirat bemüht sich schon seit geraumer Zeit um eine Adresse, die anstelle der jetzigen Privatmailadresse treten soll. Einen eigenen Auftritt unter www.reinbek.de haben beide Beiräte. Zukünftig sollen hier Infos zu den Terminen und Vorhaben des KJB zu finden sein.
Souverän leitete Emma Rothschuh die abschließende Fragerunde an Verwaltung und Politik. Malte Harlapp von den Grünen und Bernd Uwe Rasch (FDP) begrüßten den neuen Beirat in der Reinbeker Politik. Sie boten ebenso die Unterstützung ihrer Parteien für die jungen Beiräte an wie der Seniorenbeirat. 

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