Menschen bei uns

Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration

, von Imke Kuhlmann

Majd Majdalawi und Hiba Mohammad haben die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen

Reinbek – Im Jahr 2015 kam Majd Majdalawi (35) von Syrien nach Deutschland. Seine Frau Hiba Mohammad (33) und die beiden Kinder, damals drei und ein Jahr alt, blieben vorerst zurück. Seit vielen Jahren herrscht in Syrien Krieg. Majd Majdalawi nahm den beschwerlichen Weg zu Fuß und mit dem Boot von Syrien über die Türkei und Griechenland nach Deutschland auf sich. 2016 holte er seine Frau und die Kinder über die Familienzusammenführung nach. Hiba Mohammad brauchte dafür ein Visum. In der deutschen Botschaft in Beirut hätte es viele Monate gedauert. Sie wusste, in Indien sollte es schneller gehen. Und so machte sie sich mit den Kindern dorthin auf den Weg. Drei Monate musste sie in dem fernen Land warten, bis sie ihr Visum bekam. Verbunden mit vielen Ängsten als Frau allein und zwei kleinen Kindern konnte auch sie sich dann auf den Weg nach Deutschland machen.

Die junge Familie hatte von Anfang an ein Ziel vor Augen. Sie wollten nach Deutschland, dort arbeiten, leben und bleiben. »Wir waren uns sicher, dass wir in Deutschland auch beruflich gute Chancen haben könnten«, sagt Hiba Mohammad. Majd Majdalawi ist IT-Ingenieur, Hiba Mohammad hat Pharmazie studiert und arbeitet inzwischen bei einem pharmazeutischen Unternehmen in Reinbek. Doch auf ihrem Weg sei immer wieder Geduld gefragt gewesen. »Was man schaffen will, schafft man«, sagt die junge Mutter. Wichtig sei ihnen dabei gewesen, nicht abzuwarten. So machten die jungen Eltern auch Tempo, einen Job zu finden. Dem Familienvater wurde früh ein dreimonatiges Praktikum ohne Bezahlung angeboten. Doch rechtliche Voraussetzungen machten es nicht möglich, dieses anzunehmen. Maximal sechs Wochen dürfe ein unbezahltes Praktikum dauern. Für den IT-Spezialisten war das kein Problem, er sagte zu, die Aufgabe, die mit dem Praktikum verbunden war, in sechs Wochen zu schaffen. Das Unternehmen ließ sich darauf ein und er erreichte das Ziel. Heute ist der Hamburger IT-Dienstleister sein Arbeitgeber. »Es war für mich wichtig, schnell wieder in den Beruf zu kommen, da die technischen Entwicklungen im IT-Bereich so rasant voranschreiten. Den Anschluss wollte ich nicht verlieren«, sagt er. Seine Frau begann ihren beruflichen Weg in Deutschland bei Nestlé. Doch ihr Ziel, in ihrem erlernten Beruf zu arbeiten, verlor sie nicht aus dem Blick. Und so begann sie im September 2019 bei dem Reinbeker Unternehmen, erst als Laborantin, dann als stellvertretende Teamleiterin und jetzt als verantwortliche Teamleiterin.

Von Beginn an, sind die beiden zielstrebig ihren Weg gegangen, immer im Gepäck den Ehrgeiz, sich schnell zu integrieren. »Wir verbinden mit Deutschland Sicherheit, Freiheit und Demokratie, das wissen wir sehr zu schätzen«, sagt die junge Mutter. Sieben Monate lebte Majd Majdalwi in einem Wohncontainer in Harburg, als die Familie nachkam, ging es in eine Familienunterkunft nach Bergedorf. »Die Unterkunft in Harburg war direkt gegenüber der Technischen Universität. Ich bin gern auf den Campus gegangen, um mit Deutschen ins Gespräch zu kommen« berichtet er.

Das junge Paar ist dankbar hier zu leben und das wollen sie auch damit zeigen, sich zu integrieren. »Die Sprache ist der Schlüssel«, sagen beide. Und so haben sie von Beginn an alles möglich gemacht, um Deutsch zu lernen. »Ich habe sofort gemerkt, wie bedeutend es beispielsweise in den Gesprächen mit den Behörden war, die Sprache des Landes zu beherrschen«, so Majd Majdalawi. Wenn es gerade keinen Kurs gab, haben sie allein zu Hause an der Sprache gearbeitet. Mit Nachbarn schlossen sie schnell Kontakt, um zu sprechen aber ebenso, um die deutsche Kultur und die Lebensgewohnheiten kennenzulernen. Dafür haben sie auch immer wieder die Angebote von Ehrenamtlichen genutzt. Sie seien allen Menschen so dankbar, die ihnen auf ihrem Weg geholfen haben.

Anfangs haben sie zudem am Welcome-Dinner teilgenommen. Ein Welcome Dinner ist ein gemeinsames Abendessen, bei dem sich Neuankömmlinge und Deutsche zum Austausch und zum Kennenlernen treffen. Später hat Majd Majdalawi andere Geflüchtete zu diesen Treffen begleitet. »Es ist so bedeutsam für die Psyche, Kontakt zu haben«, sagt er. Obwohl die beiden ihre eigene Tradition nicht aufgeben, so ist es ihnen ausgesprochen wichtig, sich den Gewohnheiten des Landes, in dem sie jetzt leben und heimisch sind, anzupassen. »Wir haben hier die Chance zu arbeiten und uns weiterzuentwickeln, die wollen wir unbedingt nutzen«, sagen sie. Ihr Tipp an andere Geflüchtete ist: »Nicht abwarten, sondern sich selbst kümmern. Es sei entscheidend Entscheidungen zu treffen. Deutschland biete so viele Möglichkeiten, diese sollte jede und jeder nutzen«, so der IT-Spezialist. »Wir hatten von Anfang an einen Plan und eine Struktur, wie wir uns einleben wollen«, berichtet Hiba Mohammad in aller Bescheidenheit.

Schlechte Erfahrungen haben sie bisher in Deutschland nicht gemacht. Ihr Einsatz sei über die Jahre belohnt worden. Inzwischen lebt die junge Familie in einem Haus in Schwarzenbek. Für Majd Majdalawi und Hiba Mohammad ist klar, sie möchten Deutschland nicht mehr verlassen. Seit zwei Jahren haben sie die deutsche Staatsbürgerschaft und können inzwischen zudem ihren Hobbies nachgehen. Majd Majdalawi spielt gern Fußball, Hiba Mohammad mag es zu kochen und möchte mit Reisen die Welt erkunden.

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