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Hans-Günther Reimer gibt Nachwuchstalenten eine Bühne

, von Imke Kuhlmann

1990 gründete er zusammen mit dem Pianisten Herbert Kauschka die »Hamburger Klabautermänner«

Reinbek – Schon als Kind entdeckte Hans Günther Reimer seine Liebe zur Musik. Mit 22 kaufte er sich die erste Single (Tonträger aus Vinyl). »Ich erinnere mich noch genau, es war Odem der Liebe aus Cosi fan tutte, gesungen von Rudolf Schock«, sagt der 88-jährige. »Von da an, war es um mich geschehen, ich konnte nicht mehr ohne Musik sein«. Mit 40 Jahren lernte er das Gitarrenspiel, doch seine eigentliche Leidenschaft ist der Gesang.

Hans Günther Reimer war selbstständiger Versicherungskaufmann. Bis vor kurzem war er beruflich aktiv, gerade übergibt er seine Agentur in andere Hände. Geboren wurde er in Neumünster und machte seine Ausbildung in Hamburg. Dort lernte er auch seine Frau Jutta kennen. Natürlich bei einer musikalischen Veranstaltung. Nach Reinbek hat es ihn eher zufällig verschlagen. »Wir suchten im Hamburger Umland ein Grundstück, das fanden wir in Neuschönningstedt.« Reimer ist Vater von vier Kindern und stolzer Großvater von sieben Enkelkindern im Alter von 14 bis 22 Jahren.

Seine musikalische Leidenschaft ist breit gefächert, ob maritime Musik, Musicals, Opern oder Sinfoniekonzerte – Hauptsache Musik. Und so kam es, dass er über die Jahre quasi zum ehrenamtlichen Musikmanager wurde und noch ist. 1990 gründete er zusammen mit dem Pianisten Herbert Kauschka, bekannt vom Hamburger Engelsaal, die Hamburger Klabautermänner, die noch heute mit ihrer maritimen Musik viele Menschen begeistern. Mit dem Chor war er viel unterwegs, sang beim Hafenkonzert oder auch an der Mosel. Es gab eine Reihe von Fernseh- und Radioauftritten. Zum zehnjährigen Jubiläum füllte der Männerchor sogar die Musikhalle in Hamburg. Im gleichen Jahr initiierte Hans Günther Reimer auch die Adventskonzerte im Waldesruh in Aumühle. Einer seiner Stargäste im Reigen der von ihm organisierten Konzerte ist der bekannte Tenor Volker Bengl. Vor Kurzem hat er wieder ein Konzert mit dem Sänger organisiert.

Doch Reimer war das alles noch nicht genug. Er hatte das Ziel, Nachwuchstalenten eine Bühne zu bieten. Durch seine beruflichen Kontakte lernte er einen Professor der Hamburger Musikhochschule kennen und schnell war die Idee geboren, die Musikstudenten einem Publikum zu präsentieren. »Wir wollen die Nachwuchstalente fördern«, sagt er. Überhaupt habe er viele Musiker vermittelt und sei auch gefragt worden, sich hauptberuflich mit dem Musikmanagement zu beschäftigen. Doch der Musikliebhaber blieb bei seinem Ehrenamt. »Ich bin zwar risikofreudig, aber das war mir doch zu viel.«

Er selbst hatte inzwischen mit anderen Chorkollegen Musikunterricht bei Chormitgliedern der Hamburger Staatsoper. 1992 kam das nächste Projekt. Das Reinbeker Sängerfest wurde gegründet. »Ich wollte gern die Chöre der Region vereint auf die Bühne bringen«. Seit 1999 hat Reimer auch das hiesige Schloss für seine Musik entdeckt. Regelmäßig kommt der Tenor Volker Bengl nun in den Norden, um Konzerte zu geben. Im Jahr 2005 hat Hans Günther Reimer die Kombination von guten Essen mit guter Musik aus der Taufe gehoben, seitdem gibt es die kulinarischen Konzerte im Waldhaus Reinbek, auch in diesem Jahr. »Zu dem Anlass kommen bekannte Künstler zusammen«, erzählt er.

Mit jedem Konzert geht der Versicherungskaufmann ins finanzielle Risiko, doch bislang waren die Konzerte immer ausverkauft. »Ich habe keinen Finanzier, der das Geld gibt und hoffe jedes Mal, dass sich die Aufführungen rechnen.«

Hans Günther Reimer ist froh, dass er seine Leidenschaft zur Musik mit seiner Frau teilen kann. Ehrenamt ist für ihn Ehrensache. »Mir geht es nicht darum Lorbeeren zu ernten, ich tue das, weil ich Freude an der Musik und den persönlichen Kontakten habe«, sagt er. Dank seiner Kenntnisse am Computer kann er vieles selbst organisieren. Eine Reihe der Besucher kenne er seit über 20 Jahren, viele sind ihm seit Jahren treu.

So manchen Tag könne der Musikliebhaber auch auf einer Bank am Reinbeker Schloss sitzen und den Vögeln beim Baden zusehen. Irgendwann würde er gern noch eine Biografie schreiben. »Anfragen gibt es schon«, sagt er. Sein Leben mit der Musik gibt sicher so einige Geschichten her. Gern würde er sich noch einen Traum erfüllen. »Ich möchte einmal mit einem Chor in der Elbphilharmonie singen.« Inzwischen spüre er doch sein Alter.

Müde wird er deshalb noch lange nicht. Für das nächste Jahr hat der Senior bereits Pläne in der Schublade. So überlegt er, eine musikalische italienische Nacht zu organisieren und auch das Adventskonzert möchte er im kommenden Jahr nicht ausfallen lassen. Solange er sich das zutraue, mache er weiter.

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