Menschen bei uns

»Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch«

, von Christa Möller

Als Verkehrsobfrau der Gemeinschaftsschule Wentorf erinnert sie das Kollegium an das Eintragen der Unterrichtsstunden zur Verkehrserziehung im Klassenbuch.

Wentorf/Reinbek – Sie sorgen an vielen Schulen regelmäßig für Verkehrschaos: Eltern, die ihre Kinder bis vors Schulgebäude fahren und wieder abholen. So steht an der Grundschule Mühlenredder ein Schild »Vorsicht Kinder, hier fahren eure Eltern«. Dabei könnten schon Erstklässler nach einiger Zeit einen Schulweg von eineinhalb Kilometern allein bewältigen, ist Dorothea Neumann überzeugt. Sie berät als Kreisfachberaterin für Verkehrs- und Mobilitätserziehung die Grund- und Gemeinschaftsschulen, Gymnasien und Förderschulen im Herzogtum Lauenburg. Als Verkehrsobfrau der Gemeinschaftsschule Wentorf erinnert sie das Kollegium an das Eintragen der Unterrichtsstunden zur Verkehrserziehung im Klassenbuch. Wichtig sei die Unfallprävention, etwa an Bushaltestellen. Die Kinder wüssten, wie sie sich verhalten müssen, »aber man muss das immer wiederholen.« Es sei für Kinder wichtig, aktiv den Weg allein zu finden, sich zu bewegen, Freunde zu treffen, sich auszutauschen. Praktisch wäre ein Ort in Wentorf, an dem Eltern ihre Kinder absetzen könnten, die dann gemeinsam zu Fuß weitergehen. Aber auch der gemeinsame Fußweg mit den Kindern sei eine schöne Sache, so Dorothea Neumann.

Dorothea Neumann ist in Reinbek geboren und aufgewachsen. Nach dem Lehramtsstudium (Englisch und Geographie) in Flensburg hat sie sechs Monate auf Helgoland an der James-Krüss-Schule unterrichtet, dann folgte das Referendariat in Trittau, bevor sie zwei Jahre an der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten in Ahrensburg tätig war. Schließlich lockte die Insel Helgoland sie erneut für zehn Monate, sie absolvierte dort auch ihr Blockpraktikum. Die 38-Jährige liebt die Insel. »Während des Studiums war ich auf Helgoland, in den Semesterferien und immer, wenn es das Studium zuließ. Das Tolle ist die Ruhe. Man verpasst nichts. Wenn man da lebt, braucht man kein Auto, man darf auch nicht Fahrrad fahren – ausgenommen sind Kinder bis 14 – und kann alles zu Fuß erledigen.«

Dann folgte der Wechsel zu einer IT-Firma, eineinhalb Jahre lang unterrichtete sie dort Englisch. Durch einen Nachhilfeschüler, dessen Hauptschulabschluss durch mangelnde Englischkenntnisse gefährdet war, und dem sie helfen konnte, die Prüfung zu bestehen, bekam sie wieder Lust aufs Lehramt: »Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dann wieder zurück an die Schule wechselte.« Dazu passt ihr Lebensmotto getreu Erich Kästner: »Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch«.

Zur Gemeinschaftsschule kam Dorothea Neumann durch einen Zufall: Sie traf in einem Autohaus die ehemalige kommissarische Leiterin Karin Beate Heidrich-Johns. Seit acht Jahren unterrichtet die Reinbekerin an der Gemeinschaftsschule in Wentorf Englisch, Weltkunde (Geographie, Geschichte und Wirtschaft) sowie Geographie. Als dann vor fünf Jahren die Stelle der Kreisfachberaterin für Verkehrs- und Mobilitätserziehung vakant wurde, hat sie sich beworben. Immerhin ist sie gewissermaßen familiär »vorbelastet«: »Mein Vater war Schulleiter an der Grundschule in Stapelfeld und in Stormarn Kreisfachberater Mobilität und Verkehrserziehung. Das fand ich sehr interessant.« Vor fünf Jahren wurde sie auch Verkehrsobfrau an ihrer Schule. »Fünftklässler erhalten 20 Stunden Verkehrserziehung, in den weiterführenden Klassen wird fachübergreifend unterrichtet«, erzählt sie. Es gebe ganz viele interessante Gelegenheiten, die Verkehrserziehung in den allgemeinen Unterricht zu integrieren, etwa wenn in Mathe Bremswege berechnet würden. Eingebunden ist sie beispielsweise auch in die Organisation der Aktion »Zu Fuß zur Schule« im September sowie an der Präventionswoche zum Thema Verkehrserziehung an der Gemeinschaftsschule. Zuständig ist sie außerdem für die Planung von Verkehrswettbewerben, Fortbildungen und allerlei organisatorische Aufgaben. Drei, vier Wochenstunden ist die Verkehrsfachfrau dafür vom Unterricht freigestellt.

Für Entspannung nach der Schule sorgt die zeitintensive Beschäftigung mit Hündin Blanca. Sie und ihr Mann nennen den Familienzuwachs aus dem Tierheim liebevoll ihren »rumänischen Seidencollie«. Gefragt sei ganz viel Erziehungsarbeit, aber auch gemeinsame Ausflüge und Urlaub. Das Reiseziel sei Blanca egal, Hauptsache, sie darf mit. Herrchen und Frauchen lieben das Wandern in Thüringen und lange Spaziergänge auf der Insel Nordstrand, wo es ein Hundehotel gibt. Ansonsten geht die gut erzogene Blanca gern mit Dorothea Neumanns Vater zum Golfplatz, wofür sie eine Extraprüfung absolvieren musste.

Die 38-Jährige liebt Radfahren und Schwimmen, vorzugsweise im Billebad (»in Reinbek ist mir das Wasser zu warm«), aber auch im Großensee oder im Schaalsee (»einer der schönsten Seen überhaupt«). »Sport ist für mich das A&O«, betont die aktive Reinbekerin, die zusammen mit Blanca das Programm »Fit mit Hund« absolviert, ein Fitnesstraining durch Wald und Feldmark. Wenn noch Zeit bleibt, spielt die musikalische Lehrerin Klavier, sie singt und besucht gern Oper, Theater und klassische Konzerte.

Ihre Motivation umschreibt die 38-Jährige mit Worten von Oscar Wilde: »Am Ende wird alles gut. Wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende.«

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