Menschen bei uns

Für Cyril Borel ist die Familie das Wichtigste im Leben

, von Imke Kuhlmann

Als Privatkoch lebt Cyril Borel weiter die große französische Küche

Reinbek – Als Kind hatte Cyril Borel den Wunsch, Bäcker zu werden. Da war er neun Jahre alt. Doch nach dem Schulabschluss begann er zuerst eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Sein Vater arbeitete in der Stahlindustrie. Schnell wurde ihm jedoch klar – das war es nicht. Er brach diesen Weg ab und begann eine Ausbildung als Koch. Dem Beruf ist der Franzose bis heute treu geblieben, denn er kocht aus Leidenschaft und kann sich nichts anderes vorstellen. Der 45-jährige lebt in Reinbek und ist auch als Privatkoch buchbar.

Als junger Mann lernte Cyril Borel eine Frau aus Deutschland kennen, die ihm einen Job in Hamburg vermittelte. Er war Anfang 20 und nahm das Angebot in einem französischen Restaurant an. »Wir sprachen dort alle nur französisch und ich habe die deutsche Sprache erstmal gar nicht gelernt« erzählt der Vater von drei Kindern im Alter von fünf, sieben und zehn Jahren. Sein Weg nahm immer wieder neue Wendungen. Nach einer Stippvisite in Portugal zog es ihn zurück nach Hamburg. Vier Jahre arbeitete er im Restaurant L‘Auberge Francaise, sein Ziel: die Sterneküche. Im Timmendorfer Seehotel Maritim erweiterte er erneut seine Erfahrungen und lebte seine Leidenschaft für den Beruf, auch wenn ein Arbeitstag locker zwölf Stunden hatte. 2006 lernte er seine Frau Maike kennen, eine Reinbekerin. Auf einem Spaziergang in Hamburg kamen sie am Restaurant Tafelhaus von Christian Rach vorbei. »Dort wollte ich unbedingt hin«, erinnert er sich. Aufgrund seiner fehlenden Deutschkenntnisse schrieb Maike Borel die Bewerbung für ihn. Mit Erfolg. Zweieinhalb Jahre arbeitete er bei dem aus dem Fernsehen bekannten Koch. »Dort herrschte ein großartiges Betriebsklima«, erinnert er sich. Inzwischen hatte er auch Deutsch gelernt. Doch es ging wieder weiter. Immer den Stern im Blick. Nach einer Zwischenstation in der Schweiz begann er im Blankeneser Restaurant Louis Jacob. Eine erfahrungsreiche Zeit. Weiter ging es in das Restaurant Nil in der Hamburger Schanze. Mittlerweile war sein erstes Kind geboren. »Ich war nie zuhause, das wollte ich für mich und meine Familie nicht«, sagt er. Und so entschied er sich in das Kantinengeschäft einzusteigen und den Traum vom Stern an den Nagel zu hängen. »Hier habe ich verbindliche und familienfreundliche Arbeitszeiten«, so Borel. Das war und ist ihm wichtiger. Seit 2015 kocht er beim Reinbeker Maschinenbauunternehmen Amandus Kahl. »Eigentlich wollte ich das nie, aber inzwischen bin ich sehr glücklich mit der Entscheidung«.

Sternekoch will Cyril Borel nun nicht mehr werden, der Druck sei viel zu groß, immer die Erwartungen erfüllen zu müssen. Doch als Privatkoch lebt er weiter die große französische Küche. »Hier kann ich meine Kochkünste zeigen«, sagt er. Ein Kompromiss, den er mit und für die Familie eingegangen ist. Ein Preis, den Borel gern bezahlt, auch wenn das Kochen für ihn eine Kunst ist. »Wenn ich sehe, wie gut zubereitete Speisen auf dem Teller angerichtet werden, dann ist das etwas Besonderes«, sagt er. Wichtig sei ihm vor allem die Wertschätzung der Lebensmittel. Ob regionale Produkte, oder Fleisch aus eindeutiger Herkunft – darauf lege er Wert. Die Küche: immer französisch. »Hier gibt es so vielfältige Möglichkeiten«, sagt er.

Als Privatkoch wird er vor allem für Geburtstage, Hochzeitstage oder andere Familienfeste gebucht. Seine Dienste seien für jede und jeden bezahlbar. Wenn er die fremden Küchen betritt, müssen die Arbeitsflächen leergeräumt sein – das ist sein Wunsch. Ansonsten nimmt er es so, wie es ist. Immer im Gepäck: zwei Kochstellen, Teller, Töpfe und die eigenen Küchengerätschaften.

Eine seiner letzten Einsätze trieb ihm allerdings die Schweißperlen auf die Stirn. »Alle Daten wie auch die Adresse und das Navigationsgerät sind in meinem Handy. Mitten auf dem Weg machte der Akku unerwartet schlapp und Borel hatte nur noch seine Erinnerung. Er verwechselte die Hausnummer und kam eine halbe Stunde zu spät. Die Gastgeberin war gar nicht erfreut. »Doch nach der Vorspeise war alles wieder gut, nach dem dritten Gang waren wir Freunde«, berichtet der Koch lächelnd.

Und auch privat steht er täglich am Herd. »Ich koche einfach für mein Leben gern«, sagt er. Wenn bei Familie Borel Kinderwünsche für das Mittagessen auf dem Speiseplan stehen, so wird bei der Pizza der Teig natürlich selbst zubereitet oder beim Burger das Brötchen selbst gebacken. »Kochen wird mir nie zu viel«, sagt er. Sein eigenes Lieblingsgericht ist die Bouillabaisse. Aber ebenso Wildgerichte bringt er gern auf den Tisch.

Sein großes Vorbild ist der französische Koch Pierre Gagnaire, der sich der Novelle Cuisine verschrieben hat. Er wurde mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Borel und Gagnaire eint der Heimatort St. Etienne in Frankreich.

Weitere Gerichte seines Angebots sind auf seiner Webseite unter www.gourmandise-borel.de zu finden.

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