Menschen bei uns

Elisabeth Machel genießt Freiheit

, von Imke Kuhlmann

Elisabeth Machel mag gute Bücher

Wentorf – Schon der Spitzname von Elisabeth Machel (70) lässt schnell darauf schließen, diese Frau ist alles andere als eine Rentnerin. Ellis wird sie von ihren Freunden genannt. Die 70-jährige ist nicht nur fit, wenn es um Digitalisierung geht, sie fährt auch außerordentlich gern Motorrad. Lesen ist ihre große Leidenschaft. »Ich hatte mir immer vorgenommen, wenn ich in Rente gehe, richte ich mir jeden Tag meine Lesestunde ein«, sagt Elisabeth Machel. Und daran hält sie fest. Sie zelebriert diese tägliche Stunde. Genussvoll wird der Kaffee aufgebrüht, ein wenig von der soften Jazz-Variante Smooth klingt im Hintergrund und ein Keks liegt neben der Kaffeetasse. Dann geht es in den Lesesessel. Auf dem TV-Bildschirm lodert ein Kaminfeuer, wenn Elisabeth Machel in die Welt der Worte eintaucht.

»Lesen ist ein Wohlfühlgefühl«, sagt sie. Dabei ist es nicht die leichte Kost, die ihr Freude bereitet. »Ich brauche Bücher mit einem realen Bezug, Geschichten, die zur Diskussion anregen«, sagt sie. Juli Zeh beispielsweise ist eine Autorin, die ihr gefällt. Lesen ist für sie ein Kulturgut, das an Kinder weitergegeben werden sollte. »Die Bücherfreunde können dafür einen guten Beitrag leisten«, so Elisabeth Machel. Auch im Literaturkreis der Volkshochschule stillt sie ihre Lesefreude. Die Tageszeitungen liest sie am liebsten auf ihrem Tablet.

2019 entdeckte sie auf der Suche nach neuen Kontakten die Bücherfreunde. Die alte Webseite des Vereins brachte sie in Aktion. »Mir ist aufgefallen, dass da einiges zu tun war«, berichtet sie. Und so schlug die Leseratte gleich auf der ersten Mitgliederversammlung, an der sie teilnahm, vor, sich um ein neues Erscheinungsbild im Netz zu kümmern. Natürlich weiß Elisabeth Machel wie das funktioniert und braucht dazu keine Unterstützung. Seitdem ist sie Feuer und Flamme für genau dieses Ehrenamt. »Ich mag die Freiheit, die die Mitarbeit im Verein bietet«, sagt sie. Kurze Wege in der Abstimmung und eine harmonische Zusammenarbeit bereiten ihr Freude.

Täglich ist das Buchangebot der Bücherfreunde zu den regulären Öffnungszeiten in der Wentorfer Gemeindebücherei zu finden. Bücherregale wurden ihnen zur Verfügung gestellt. Dort verkaufen sie vom Krimi, über das Kochbuch den Kunstband bis hin zu Kinderbüchern alles, was lesenswert ist. Einen Euro nehmen sie pro Buch des Bücherflohmarkts, 50 Cent für ein Kinderbuch. In den Ferien und vor Weihnachten stehen weitere mit Büchern gefüllte Boxen in den Räumen, das Interesse der Leserinnen und Leser ist groß. »Mit dem Verkauf finanzieren wir unsere Veranstaltungen«, sagt sie. Das sind beispielsweise Lesungen, Vorstellungen eines Puppentheaters, die Schreibwerkstatt oder auch die Teilnahme an der Wentorfer Kulturwoche. Im Februar 2020 las der Sprechkünstler Rainer Rudloff aus »Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand« von Jonas Jonasson und aus »Tschick« von Wolfgang Herrendorf. Bedingt durch die Corona-Pandemie liegen diese Termine gerade zur Zeit auf Eis.

Elisabeth Machel wurde in Braunschweig geboren und erlernte den Beruf der Erzieherin bevor sie ein Studium zur Diplom-Sozialpädagogin aufsetzte. Zehn Jahre lang leitete sie eine Kureinrichtung auf einer Nordseeinsel. Doch dann wurde ihr die Insel zu eng. Ihr fehlten die Kultur, die Besuche von Museen und Theatern. Und so wurde Aumühle ihr neuer Lebensmittelpunkt. Doch nicht nur ihr Wohnort änderte sich, ebenso die beruflichen Herausforderungen. In der Kundenberatung eines Softwareunternehmens fand sie ihre neue Berufung und reiste quer durch Norddeutschland. Sie intensivierte ihre Kenntnisse zur Digitalisierung von Prozessen. Bei einem Unternehmen in der Mineralölbranche übernahm sie in leitender Funktion im Bereich Personal vielfältige Aufgaben, bis sie 2017 in den Ruhestand ging.

Doch von Ruhe ist hier wenig die Rede. Elisabeth Machel ist seit 20 Jahren leidenschaftliche Motorradfahrerin. »Zum großen Erstaunen meiner Mutter habe ich erst mit 50 den Motorradführerschein gemacht«, berichtet sie. Ganz nach ihrer Devise »Lieber spät als gar nicht«. Wenn Elisabeth Machel etwas macht, dann richtig. Kein Wunder also, dass sie eine Sporttouringmaschine fährt. Gern unternimmt sie allein mehrtägige Trips. »Ich kann mich dann so wunderbar in meinen Gedanken verlieren«, sagt sie. Und sie mag die Begegnungen mit den Menschen unterwegs. Gern ist sie auch mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder auf Tour, der in Kanada lebt. Schon wenn sie die Montur überstreife, würde sich die Welt um sie herum ändern.

Mit ihrem Umzug nach Wentorf kam auch ihre inzwischen 98 Jahre alte Mutter von Braunschweig nach Bergedorf. Liebevoll kümmert sie sich um die alte Dame. »Sonnabend ist Familientag, da koche ich zu gern für uns«, verrät sie.

Einen großen Traum hegt sie zur Zeit: »Ich würde gern einmal in die Hauptstadt jedes europäischen Landes reisen«, sagt sie. Reisen gehört genauso zu ihren Leidenschaften. Ob Österreich, Afrika oder Kanada, sie hat schon einiges gesehen. Natürlich liest sie dazu die passende Reiseliteratur neben Büchern über Künstler und Handwerk der Regionen.

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