Menschen bei uns

»An der frischen Luft bekomme ich immer den Kopf frei«

, von Imke Kuhlmann

Olaf Behn hat sich mit den Gallowayrindern einen Traum erfüllt

Reinbek - Olaf Behn ist von Geburt an mit den Vierlanden verwurzelt. Hier wurde er geboren, hier wuchs er auf, hier ging er zur Schule. Der gelernte Gärtner hat vor 21 Jahren den Betrieb seiner Eltern übernommen, einen Obst- und Gemüsehandel. Die Produkte wachsen auf seinen Feldern und in den Treibhäusern in Kirchwerder. Drei Mal pro Woche fährt er auf Wochenmärkte und bietet dort die regionalen Waren an.

Seit 2015 steht er auch auf dem Reinbeker Täbyplatz. Je nach Saison gibt es Tomaten, Kürbis, Rhabarber, Salate, Kohlrabi, Zucchini und Stiefmütterchen. Das meiste ist seine eigene Ernte. Rund sechs Tonnen Tomaten kommen jährlich aus seinem Betrieb, den der 52-jährige allein mit seiner Frau Sabine, die Floristin ist, führt. Die beiden sind ein eingespieltes Team und können sich blind auf einander verlassen. Und so bleibt das Unternehmen auch nur so groß, wie die beiden es bewirtschaften können. Mittwoch und Sonnabend stehen sie in Reinbek auf dem Markt, am Freitag in Hamm. Auf den Märkten ist Verstärkung mit an Bord. An den anderen vier Tagen der Woche werden die Felder bewirtschaftet, wird geerntet und alles für die Markttage vorbereitet. Im Herbst und Winter ist es dort etwas ruhiger als im Frühjahr und Sommer.

Olaf Behn ist ein Naturmensch durch und durch. »Im Winter kann es schon richtig kalt werden auf dem Markt«, sagt er. Doch das scheut er nicht. »Jede Jahreszeit ist schön, Hauptsache ich kann draußen sein«. Ein Leben am Schreibtisch könnte er sich nicht vorstellen. »An der frischen Luft bekomme ich immer den Kopf richtig frei«, sagt er. Und Sabine Behn bestätigt: »Mein Mann bleibt in jeder Situation ruhig«. Das weiß nicht nur sie zu schätzen, das ist auch für sein Amt als Marktmeister in Reinbek wichtig. Dort sorgt er für Ordnung auf dem Wochenmarkt am Täbyplatz. So manchen Streit hat er schon geschlichtet. Er vergibt Standplätze an ambulante Händler und kassiert bei einigen die Standgebühr, die lieber bar zahlen. Wie es auf allen privaten Wochenmärkten üblich ist, wurde er von den Kollegen gewählt. Neben der Organisation der Flächen ist er auch der Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt. Gerade in Corona-Zeiten sei dies eine große Herausforderung. Da gehe es darum zu klären, welche Corona-Regel aktuell gilt, Diskussionen über die Maskenpflicht zu führen oder auch Fragen der Kollegen und Kunden zu klären. Der Platz ist in privater Hand und wird vom Verband des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller vermietet. 19 Händler sind vertreten, ob Fisch, Geflügel, Blumen, Gemüse, Honig oder auch Bekleidung. »Für die Aufgabe muss man schon hinter dem Markt stehen«, sagt Sabine Behn, die ihren Mann in jeder Beziehung unterstützt.

»90 Prozent der Kunden sind Stammkunden«, sagt Behn. Viele Kunden wissen es zu schätzen, dass er und seine Frau aber auch die Kollegen bei Wind und Wetter auf dem Markt stehen. »Am schönsten sind die Gespräche mit den Kunden«, sagt er. Inzwischen kenne man sich. Morgens um 5 Uhr wird aufgebaut, um 14 Uhr machen sie die Schranke zu und verlassen den Markt wieder. Um 15 Uhr muss der Platz wieder frei sein. Zuhause wird dann für die nächsten Tage geplant. Was wird für den nächsten Tag gebraucht, wann muss die Ware fertig gepackt sein. Behn ist zufrieden mit seinem Leben.

Auch seine Hobbys drehen sich um die Natur. »Ich gehe gern angeln. Einmal im Jahr fange ich mit einem Freund Heringe«, erzählt er, das sei dann eine reine Männertour. Vor einiger Zeit hat er sich mit einem Nachbarn zehn Hühner angeschafft. Die legen die Eier für den privaten Verbrauch. Und vor kurzem hat er sich einen weiteren Traum erfüllt. Drei Gallowayrinder stehen jetzt auf einer seiner Wiesen. Doch die Tiere sind nicht nur seine große Freude, sie werden auch verwertet. Doch leicht falle ihm das nicht.

Für Olaf Behn geht es auch im Urlaub in die Natur. Wandern oder zum Skifahren sind dann beliebte Sportarten. Zum Glück teilt das Ehepaar die Hobbys, auch wenn er im Sommer lieber am Strand liegt und sie gern Städtetouren macht. Doch einen Kompromiss finden die beiden immer. Es ist schon eine Grundvoraussetzung, sich gut zu verstehen, wenn man neben dem Privatleben auch den Beruf teilt.

Die beiden Söhne, 25 und 28 Jahre alt, wollen nicht in den Betrieb einsteigen, sie haben ihre Ausbildungen im kaufmännischen und im technischen Bereich gemacht. Zur Zeit ist das auch noch nicht angesagt, doch in ein paar Jahren müssen sich die beiden darüber Gedanken machen. »Vielleicht ändert sich das ja noch«, so Behn, der auch hier nicht aus der Ruhe zu bringen ist. Sonst müsse man sich eben um einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin kümmern.

Den Abend verbringen die Behns gern auf dem Fahrrad oder sie laufen mit der Labradorhündin Frieda über die Felder. »Es ist so schön, über die Weiten zu blicken«, sagt der Gärtner. Und besonders, wenn dann noch Enten, Gänse oder Rehe über die Felder huschen. »Ich könnte nicht woanders leben«, so Olaf Behn.

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