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Sofia Otto ist neugierig.

, von Imke Kuhlmann

Nicht mehr schwimmen zu können ist für Sofia Otto undenkbar. FOTO: Imke Kuhlmann

Reinbek – Noch bis vor wenigen Monaten hat Sofia Otto die Schulbank gedrückt. Ihr Abitur trotz Corona-Bedingungen mit einem beachtlichen Schnitt von 1,4 hingelegt. Sie hatte trotz ihres sportlichen Talents ein Geschichtsprofil gewählt, denn Geschichte interessiert sie auch.

Mit fünf Jahren lernte die heute 19-jährige Schwimmen. Mit neun hat sie sich bereits ersten Wettkämpfen gestellt. Sport begleitet sie ihr Leben lang, doch das Schwimmen hat es ihr angetan. »Ich habe immer mal wieder gedacht, ich könnte ja auch eine andere Sportart betreiben. Es gibt einiges, was mir Spaß macht, doch die Vorstellung, nicht mehr zu schwimmen ist für mich undenkbar«, sagt die junge Sportlerin.

Die Eltern von Sofia sind Tänzer. Standard und Latein nicht nur als Turniertänzer, sondern auch als Trainer in der TSV Reinbek. Dort haben sie sich um den Aufbau der Sportsparte verdient gemacht. Sie engagieren sich für den Reinbeker Verein. Doch in ihre Fußstapfen wollte Sofia nicht treten. Sie hat einiges an Sportarten ausprobiert, auch Ballett war dabei, doch immer wieder wurde ihr klar, Schwimmen ist ihr Revier. »Nur Ballsport ist nicht so meins«, sagt die junge Frau.

Seit August absolviert sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der TSV. Dort, hat sie ihre ersten Schwimmerfahrungen gemacht, die ersten Wettkämpfe absolviert. »Ich weiß noch nicht wohin, genau meine berufliche Reise geht, aber mit Sport soll es auf jeden Fall etwas zu tun haben«, sagt sie. Bei der TSV durchläuft sie unterschiedliche Aufgaben und lernt verschiedene Abteilungen kennen. Selbstständig ist sie bereits als Übungsleiterin für den offenen Ganztag der Grundschule unterwegs. »Wir spielen Floorball, eine Sportart ähnlich dem Hockey, Spiel-Leichtathletik oder andere Ballspiele«, erzählt sie. Und obwohl Ballsportarten bei ihr nicht so beliebt sind, macht ihr die Arbeit mit den Kindern viel Spaß. Erfahrung mit den Kleinen hatte sie vorher nicht. Auch wenn eine Unterrichtsstunde mal anstrengend verlaufe, so sei es ein wunderschönes Gefühl, wenn die Kinder am Ende sagten: »Es hat Spaß gemacht, ich freue mich auf nächstes Mal«. Und ebenso beim Schwimmtraining steht sie inzwischen am Beckenrand. Gerade macht sie ihren C-Trainer-Schein, die erste Lizenz für einen angehenden Trainer.

Sofia Otto ist Sportlerin durch und durch. Ein Leben ohne Bewegung ist für sie nicht denkbar. »Es ist traurig zu sehen, dass immer weniger Kinder Sport treiben und eher öfter vor dem Computer sitzen«, sagt die fröhliche Schwimmerin. Sie selber hat einige sportliche Erfolge vorzuweisen, denn sie ist ehrgeizig. Mit 15 wechselte sie zum erfolgreichen Barsbütteler Schwimmclub und im letzten Jahr belegte sie mit ihrem Team im Mannschaftswettkampf der zweiten Bundesliga Nord den ersten Platz. Neun Mädchen im Alter von 14 bis 19 Jahren schwammen mit in ihrer Gruppe. Bei den norddeutschen Meisterschaften hat sie im gleichen Jahr mit ihrer Staffel die Bronzemedaille nach Hause gebracht. Über 100 Schwimmer nähmen normalerweise über den Tag verteilt an einem Wettkampf teil. Verschiedene Disziplinen würden dann geschwommen, das Teilnehmerfeld wechsle während des Wettkampftages entsprechend der Disziplinen. Für Sofia ist es der Schmetterlingsstil, auch Delfin oder Butterfly genannt, der ihr Herz höher hüpfen lässt. Spätestens, wenn sie über 100 Meter schwimmen darf, ist sie ganz in ihrem Element.

Seit Corona ist es mau mit Wettkämpfen. Erst im Juni sei es wieder losgegangen, doch unter erschwerten Bedingungen. Meist würde dann im Freibad oder in offenen Gewässern geschwommen. Die Corona-Zeit hätte ihr selbst gezeigt, wir gut es ihr gehe. Die Tatsache, ein eigenes Zimmer zu haben, einfach in den Garten gehen zu können sei eben doch keine Selbstverständlichkeit. Da ist sie wieder, die Gelassenheit der jungen Schwimmerin. Von März bis Juni konnte sie überhaupt nicht ins Wasser springen. »Wir haben uns mit Ausdauer, Laufen und Fitness über Wasser gehalten«, sagt sie und meint es im wahrsten Sinne des Wortes. Inzwischen wird wieder trainiert, in kleinen Gruppen und ohne zu duschen.

Nach dem ersten Monat im FSJ ist ihr Urteil klar: »Ich bereue diesen Schritt nicht. Nicht nur die Arbeit macht mir Spaß, es ist hier wie in einer Familie, ein tolles Miteinander«, sagt sie. Und so wird ihr Weg wohl in Richtung Sport-Management gehen. Aber auch die Sport-Forschung kann sie sich vorstellen. Leistungsdiagnostik findet sie spannend.

Sofia Otto ist neugierig. Der Sport ist ihr Motor. Auch wenn sie mal keine Lust hat, zu trainieren. »Seitdem ich arbeite stehe ich oft morgens um sechs Uhr in der Schwimmhalle, da denke ich schon ab und an, was tue ich hier eigentlich«. Doch wenn sie die Halle wieder verlässt weiß sie, die innere Ausgeglichenheit komme wohl daher.

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