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»Ich würde jedem empfehlen sich nach der Schule ein Jahr lang auszuprobieren.«

, von Denise Ariaane Funke

Fidi Steinbeck stattet ihrer Heimatstadt Reinbek immer wieder gern einen Besuch ab. – FOTO: SAT.1/ProSieben/Thomas Pritschet

»Ein wundervolles Jahr geht nun zu Ende und ich freue mich unbändig auf das neue, voller Ideen, Pläne, Freunde und ganz, ganz viel Musik…« diese Hoffnung postete Fidi Steinbeck zum Jahreswechsel 2018/2019 in den sozialen Medien. Die Wünsche wurden sogar übertroffen. Für Fidi Steinbeck ist das Jahr 2019 vermutlich zum spannendsten Jahr ihres Lebens geworden.

Nur wenige Sekunden brauchte die gebürtige Reinbekerin, um alle vier Coaches der Fernsehserie »The Voice of Germany« von ProSieben und Sat.1 bei den sogenannten »Blind Auditions« zu überzeugen. Mark Forster, Alice Merton, Rea Garvey und Sido drückten für die 35-Jährige auf ihre Buzzer. Fidi Steinbeck verzauberte mit dem Lied »Durch den Sturm« von Matthias Schweighöfer und begleitete ihre feengleiche Stimme dabei mit dem Cello. Dieser Mix beeindruckte auch das Publikum. Die Zuschauer im Saal riss es von den Stühlen und sie jubelten lauthals.
Und auch die Jury wollte ihren Augen und Ohren kaum glauben. »Fuck«, raunt Mark Foster anerkennend. Alice Merton schüttelt derweil staunend den Kopf und Ray Garvey lobte: »Es ist so schwierig, eine Jury hinter einem Cello zu überzeugen und du hast das mit einer Eins geschafft. Ich bin so ein Fan von dir und hoffe du kommst in mein Team.«

Entschieden hat Fidi Steinbeck sich letztendlich für den Coach Mark Foster. »Die anderen Coaches sind alle großartige Musiker. Mark macht aber ähnliche Musik wie ich, daher habe ich mich für sein Team entschlossen«, berichtet sie.

Fidi, die in einer Musikerfamilie aufgewachsen ist, hätte nicht gedacht, dass sie von Jury und Publikum so gefeiert wird. »Ich habe das Casting in Hamburg verpasst und bin nach Berlin gefahren. Ich habe niemandem davon erzählt. Das erste Casting ist gut gelaufen, das zweite auch und damit war ich in der Show«, berichtet die Sängerin, die auch eigene Lieder schreibt und schon zwei CDs auf den Markt gebracht hat.

Die Sängerin mit dem großen Faible für buntbestickte Westernstiefel hat in ihrem Leben schon vieles ausprobiert. Die Mutter ist Geigerin und arbeitet als Musikpädagogin, der Vater war Musiklehrer an der Stadtteilschule Bergedorf. Die beiden älteren Schwestern haben ebenfalls Musik studiert. »Ich liebe Musik. Hatte aber irgendwie Sorge, dass die Musik den Zauber für mich verliert, wenn ich damit mein Geld verdienen muss und musiziere, weil ich es muss«, erzählt die junge Frau mit den braunen Kulleraugen. Statt Musik zu studieren begann sie daher ein Spanisch-Studium. Sie merkte nach kurzer Zeit, dass das nicht die richtige Entscheidung war. Fidi zog nach Wien und studierte dort Theater-, Film- und Medienwissenschaften. »Mein Großvater war sehr eng mit dem Schauspielhaus verbunden, ich bin quasi auch im Schauspielhaus aufgewachsen«, sagt sie.

Aber auch dieser Studiengang war nicht das Richtige. Es folgte eine Ausbildung zur Bootsbauerin, die sie in Plön machte, bevor sie die letzten acht Jahre als Quereinsteigerin in der Film- und Werbebranche als Producerin verbrachte. »Alle Wege haben mich immer wieder zurück zur Musik gebracht. Nun kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als mit der Musik mein Geld zu verdienen«, berichtet die Musikerin.

»Nach dem Abitur hatte ich so viele Ideen im Kopf. Ich würde auf jeden Fall jedem empfehlen sich nach der Schule ein Jahr lang auszuprobieren, Work and Travel zu machen oder ein Bundesfreiwilligenjahr zu absolvieren, bevor der Berufswahnsinn beginnt. Man ist schließlich nur gut in Dingen, die man auch wirklich mag. Und so ist es auch in allen Bereichen. Wenn man etwas liebt, lebt es sich schöner«, sagt Fidi.

»Geprägt haben mich auf alle Fälle meine Eltern. Die Liebe zur Musik habe ich ihnen zu verdanken. Bei uns zuhause wurde vorwiegend klassische Musik gehört. Wenn es etwas anderes gab, dann beispielsweise die Platten von “The Mamas and the Papas“«.

Die Liebe zum Handwerk hat sie dem Papa zu verdanken. Der leidenschaftliche Hobbyhandwerker hat alles im Haus selbst gemacht.
Wenn Fidi eigene Texte schreibt, dann vergisst sie schon mal dabei zu essen oder zu trinken. »Ich kann mich stundenlang damit beschäftigen«. Lampenfieber hat sie nicht. »Ich habe den Vorteil, dass ich weiß, was passiert, wenn die rote Lampe an der Studiokamera angeht«, sagt sie. Schließlich hat sie als 15-jährige gemeinsam mit ihren zwei- und drei Jahre älteren Schwestern in den TV-Sendungen »Die Goldene 1« und »Die aktuelle Schaubude« als Backgroundmusikerin Cello gespielt. »Wenn ich eines gelernt habe, ist es die Ruhe zu bewahren«, lacht die junge Frau.

Bei »The Voice of Germany« hat sie es bis in die »Sing-offs« geschafft, die am 27. und 31.10. im Fernsehen übertraggen werden. Ihr Leben hat sich aber trotzdem schon stark verändert. Täglich trudeln hunderte Nachrichten über ihren Facebook- und Instagram-Account ein. »Darunter viele Bookinganfragen. Bevor die Sendung ausgestrahlt wurde, musste ich mich selbst um Auftritte kümmern, nun kommen die Auftritte zu mir«, freut sich die Musikerin, die in den vielen Nachrichten aber auch immer wieder mal einen Heiratsantrag findet und mittlerweile auch schon ab und zu auf der Straße erkannt wird.

PS: Anschauen kann man sich die Auftritte von Fidi auf dem Youtube-Kanal von »Voice of Germany« unter https://bit.ly/32sCxMS

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