Flüchtlinge am Senefelder Ring

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, von Hartmuth Sandtner

Von Flüchtlingen im Zusammenhang mit Problemen hatte ich schon länger nichts mehr gelesen. Themen wie Recyclinghof, Ufermauer, ContainerCampus oder Kunstrasenplatz hießen die Schlagzeilen. So ging es mir, als ich Mittwoch in der Redaktion den Bericht von Seite 1 von Frau Völling zu lesen bekam. Da steht auf einmal der Satz vor Ihnen: »Ein junger Mann ist gerade an seinem 18. Geburtstag aus einem wohlbehüteten Bereich eines Jugendheimes, in dem er ein Einzelzimmer hatte, mit drei älteren Männern im Senefelder Ring zusammengesteckt worden«.

Nicht irgendwo im italienischen Süden, wo die Mafia das Sklavengeschäft der Obsthelfer bestimmt. Nein! In Reinbek! Wo das Wort Kinderschutz großgeschrieben wird. Fast automatisch habe ich das Bild meines Enkels vor Augen, der in wenigen Monaten 18 wird. Der Bürgermeister bedankt sich für diesen Hinweis bei Roderich Ziehm mehr hilflos als souverän: »In die Wunde muss auch mal der Finger gelegt werden«. Und sagt noch schnell, bevor ich als Leser auf andere Ideen kommen könnte: »Dies ist und bleibt keineswegs die Art und Weise einer Unterkunft, die sich die Stadt vorstellt.« »Aber«, springt ihm Tomas Unglaube zur Seite: »Wir brauchen die Unterkunft am Senefelder Ring als Puffer, auch für die Flüchtlinge, die der Stadt Reinbek künftig kurzfristig zugewiesen werden«. Und wie ich noch darüber nachdenke, wie meint der das mit dem Puffer und ich nicht wage, den Gedanken zu Ende zu denken, geht der Satz von Herrn Ziehm immer wieder durch meinen Kopf: »Wir haben es mit Menschen zu tun und nicht mit Material«! Und dazu der Halbsatz des Bürgermeisters: »Aber die Absicht haben wir ganz eindeutig!« – und er meint damit die Auflösung dieser Unterkunft.

Hier wird greifbar, wie Verwaltung und Politik die Rückenstärkung aller Reinbeker braucht. Was dort am Senefelder Ring mit den Flüchtlingen zur Zeit abläuft, ist mit der Reinbeker Identität nicht vereinbar! Nach einer unverantwortlichen Presseveröffentlichung, die AWO und Flüchtlinge gleichermaßen schwer diskriminiert hat, brennt das Haus der Reinbeker Identität lichterloh. Hier verlangt Handeln keinen Aufschub, hier muss gelöscht werden!

Die Flüchtlingsinitiative fordert in einem Schreiben an Ältestenrat und Sozial- und Schulausschuss der Stadt Reinbek, Petitionsausschuss Land Schleswig-Holstein und Weitere:

  1. die umgehende Auflösung des Senefelder Rings
  2. die Schaffung von alternativem Wohnraum in Form von Containern oder weiteren Mobilheimen mit einer Unterbringung maximal zu zweit.
  3. die Anmietung von Wohnungen im Stadtgebiet, auch wenn diese unter Umständen teurer sind.

Und noch einmal: Es geht um Menschen – nicht um Masse! Und für die Menschen in Reinbek sind wir zuständig. Das kostet Geld. Klar. Und über alle derzeitigen Aufgaben hinweg.

Die Reinbeker Politik braucht dafür vor der Europawahl die Unterstützung aus der ganzen Bevölkerung.

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