Friedhof Aumühle

Ein angemessener Ort für die Erinnerung

, von Stephanie Rutke

Garten- und Landschaftsbauer Thomas Hinrichsen verlegt die Steinplatten am neuen Standort des Gedenksteins. FOTO: Stephanie Rutke

Aumühle – Am 21. Oktober wurde auf dem Aumühler Waldfriedhof der Gedenkstein versetzt, der an die sowjetischen Kriegsgefangenen, die 1941/42 in Aumühle verstorben sind, erinnert. An seinem neuen Platz am Ehrenmal ist er jetzt für Besucher des Friedhofes deutlich sichtbar.

Initiator der Umsetzung des Steins ist der Aumühler Kulturwissenschaftler Nikolaj Müller-Wusterwitz. Seit 2015 beschäftigt er sich mit der Thematik der Kriegstoten und damit auch mit der Geschichte der sowjetischen Kriegsgefangenen in Aumühle.

Für seine Recherchen hat Müller-Wusterwitz in Archiven geforscht, Artikel gelesen und erstaunlich viel herausgefunden: »Am 27. Oktober 1941 erging ein Schnellbrief des Reichsinnenministers Wilhelm Frick an die Gemeinden in Deutschland, in dem Regularien für die Bestattung verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener aufgelistet sind«, so der Kulturwissenschaftler.

Die Feststellung des Todes und  der Leichentransport sollten möglichst durch die Wehrmacht erfolgen, die Bestattungen so unauffällig wie möglich, entweder außerhalb der Friedhöfe oder in entlegenen Teilen, durchgeführt werden. Auf dem Aumühler Waldfriedhof wurde deshalb 1941 östlich des damaligen Friedhofsgeländes ein solcher Begräbnisplatz ausgewählt.

Die Recherchen haben ergeben, dass insgesamt 26 Männer hier beerdigt wurden, die als Kriegsgefangene zwischen Ende 1941 und Frühjahr 1942 nach Aumühle kamen. Sowohl das Eintreff- als auch das Todesdatum der Männer sind auf Karteikarten dokumentiert, die Müller-Wusterwitz eingesehen hat.

»Einige der Kriegsgefangenen waren als Arbeiter im Forst eingeteilt, sie sollen in einer Scheune in Oedendorf untergebracht gewesen sein«, erklärt er. »Sie sind so krank und geschwächt hier angekommen, dass sie innerhalb kurzer Zeit verstorben sind.«

Zufällig hat Müller-Wusterwitz eine ehemalige Aumühlerin  kennen gelernt, die sich mit dem Thema der Fremdarbeiter beschäftigt und über sie die Kopie eines Planes erhalten, auf dem der Begräbnisplatz für die sowjetischen Kriegsgefangenen genau verzeichnet ist. Das sei eines der Highlights seiner Forschungsarbeit gewesen. Müller-Wusterwitz hat die Stelle genau ausgemessen und markiert. Er plant, hier im kommenden Jahr ein kleines Holzkreuz zur Erinnerung zu setzen.

»Nachdem am 26. Oktober 1960 von den insgesamt 26 Toten 17 auf die Gedenkstätte Gudendorf im Kreis Dithmarschen umgebettet wurden, war das Thema in Aumühle kaum noch präsent«, weiß der Forscher. Der als »Russenfriedhof« bekannte Platz wurde eingeebnet. Nur ein Foto, dass der Aumühler Lothar Neinass um 1960 dort gemacht hat, erinnert an den Ort. Ein schlichtes großes Holzkreuz ist zu sehen und einige Gräber sind zu erkennen.

Erst 2001 ließ der damalige Friedhofsausschuss auf dem Waldfriedhof einen Gedenkstein für die sowjetischen Kriegstoten setzen, allerdings hinter dem Mahnmal, das an die Toten beider Weltkriege erinnert, und daher kaum zu finden. Vor neun Jahren unternahm Lothar Neinass einen Anlauf, den Stein an einen angemesseneren Platz umsetzen zu lassen. Das Projekt wurde aber nicht weiter verfolgt. Jetzt war es soweit: Mit Hilfe eines Radladers wurde der rund 1,5 Tonnen schwere Stein versetzt.

Am Volkstrauertag, 15. November, wird auf dem Waldfriedhof mit einem kleinen Festakt aller Kriegstoten gedacht. Teilnehmen werden die Bürgermeister von Aumühle, Knut Suhk, und Wohltorf, Gerald Dürlich sowie Pastor Christoffer Sach. Damit endet die Veranstaltungsreihe »75 Jahre Kriegsende – Frieden« in den Sachsenwaldgemeinden.

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