Hilfe für Haustierbesitzer

Neuer Tier-Notruf

, von Stephanie Rutke

Die neue Tiernotfallsanitäterin Dunja Hönig, Ernst Wieghorst (Mitte) und Ausbilder Mario Renz demonstrieren an Hönigs Hund Stuart, wie ein verletztes Haustier auf der Transportliege befestigt wird. FOTO: Stephanie Rutke

Aumühle – Für Haustierbesitzer und ihre Vier- und Zweibeiner gibt es seit dem 1. Juli ein neues Hilfsangebot: Der »Tier-Notruf« (Notrufnummer 01805-019292) nimmt seine Arbeit auf. Die professionellen und erfahrenen Tierretter sind in Hamburg, den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg, in Lübeck und im Kreis Segeberg im Einsatz. Damit sind Schleswig-Holstein und Hamburg nach Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern die nächsten beiden Bundesländer, in denen die Tierretter aktiv sind.

Gründer des Tier-Notruf ist Jörg Schlüter aus Wangerland. Standortleiter für das neue Einsatzgebiet ist der Hohenhorner Ernst Wieghorst. Der Tier-Notruf kümmert sich um die medizinische Notfallversorgung verletzter und erkrankter Haustiere. Es handelt sich dabei nicht um eine tiermedizinische Versorgung.

Am letzten Juniwochenende wurden in Mölln 18 neue Tiernotfallsanitäter ausgebildet. Eine von ihnen ist die Aumühlerin Dunja Hönig. Die 50-jährige ist zweifache Hundebesitzerin und engagiert sich jetzt für den Tier-Notruf. »Ich komme aus der Rettungshundearbeit«, erklärt sie. Ihr zehnjähriger Wendländer-Mix Beau ist ausgebildeter Rettungshund und in der Flächen- und Trümmersuche geprüft. »Mittlerweile ist Beau taub und deshalb in Rente«, so Hönig. Sie wollte wieder aktiv in der Tierrettung arbeiten und hat über Facebook vom Tier-Notruf erfahren. »Ich war beim Infoabend und wusste sofort ’Das ist es’«, freut sie sich. Zurzeit arbeitet Dunja Hönig, die auch eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin absolviert hat, im Büro auf einer Dreiviertel-Stelle. Sie ist dort außerdem ausgebildete Ersthelferin. Beim Tier-Notruf ist sie jetzt als Mini-Jobberin angestellt.

Aufgrund der Coronakrise hat die bisherige Ausbildung online stattgefunden. Dazu kam jetzt das Praxiswochenende. »Das Wochenende war sehr anstrengend mit enorm viel Input«, zieht sie Bilanz. Die Abschlussprüfung wird online abgelegt und die ersten Einsätze werden eine Woche lang von einem Profi begleitet. Dunja Hönig ist sich sicher, dass hier ein tolles Team am Start ist.

Für die nächste Stufe der Ausbildung muss sie bei 20 Einsätzen medizinische Erfahrung sammeln und eine Woche lang bei einer Tierärztin hospitieren, bevor sie selbst als Tierretterin ins Auto steigt. Dafür steht ein komplett ausgestatteter Krankenwagen zur Verfügung: Von der Transportliege mit Vakuumma-tratze über ein Beatmungsgerät bis zum Transportkäfig ist für die verletzten Tiere alles vorhanden.

»Wir werden gerufen, wenn zum Beispiel ein Hund zu Hause kollabiert und der Halter nicht in der Lage ist, das Tier zum Tierarzt oder in die Tierklinik zu bringen«, erklärt Mario Renz. Er ist als Ausbilder aus Niederbayern für das Wochenende nach Mölln gekommen, um die neuen Kollegen zu schulen. »Bei mir im Landkreis Deggendorf mit seinen rund 120.000 Einwohnern fahren wir bis zu 1.200 Einsätze im Jahr«, erklärt er.

Für das neue Einsatzgebiet in Norddeutschland sehen die Tierretter deshalb auch viel Bedarf, weil es ein vergleichbares Angebot hier nicht gibt, wie Wieghorst sagt.

Die Einsätze der Tierretter werden über die zentrale Leitstelle in Friesland koordiniert. »Zunächst telefonieren wir mit dem Tierhalter, fahren hin, erkunden die Lage und bringen dann das erkrankte Tier zum Tierarzt oder in die Klinik«, erklärt er. Die Kosten dafür trägt der Halter. Sie liegen pro Einsatz in der Regel zwischen 80 und 150 Euro. Der Krankenwagen ist besetzt mit einem Tierunfallsanitäter als Fahrer und einem ebenfalls ausgebildeten Beifahrer. Das ist in Zukunft unter anderen der Platz von Dunja Hönig.

Der Tierrettungswagen ist rund um die Uhr und an allen Wochentagen im Einsatz. Bei den Einsatzfahrten gelten keine Sonderrechte und eine Sirene darf nicht benutzt werden.

Die Teams sind in feste Schichten eingeteilt und Ziel ist es, dass der Wagen immer bei dem Helfer zu Hause steht, der gerade im Dienst ist. Sollte das einmal nicht möglich sein, startet Dunja Hönig im Privatwagen zum Einsatz. Sie hat im Fahrzeug einen Notfallkoffer mit Erste-Hilfe-Material. »Das reicht vom speziellen Verbandmaterial für Tiere über Medikamente, Infusionen, Spritzen bis zum Intubationsbesteck«, erklärt die Aumühlerin. Auch ein Beatmungsgerät, ein Blutzuckermessgerät, Pulsoxymeter, Stethoskop und Fieberthermometer hat sie dabei.

»Wir sind bei der Hamburger Polizei gelistet und mit den Tierschutzvereinen in Hamburg und Mölln in Kontakt«, erklärt Ernst Wieghorst. »Und wir sind weder Ersatz für den Tierarzt noch dessen Konkurrenz«, betont er. Aufgabe der Tierretter sei allein der sichere Transport des stabilisierten Tieres zur Versorgung durch den Tierarzt.

Mit dem Start im neuen Einsatzgebiet ist Tier-Notruf-Gründer Jörg Schlüter zufrieden: »Bisher sind wir acht Einsätze gefahren«, berichtet er. Versorgt wurden Tiere nach Verkehrsunfällen und Hunde, die bei Beißunfällen verletzt wurden.

Ziel der Tierretter ist es, ein größeres Team aufzubauen. Wer Interesse hat, hier einzusteigen, kann sich auf der Homepage unter www.tier-notruf.de , per Facebook oder über die App informieren. Erste Bewerber für das neue Einsatzgebiet haben sich bereits gemeldet.

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