Menschen bei uns

Gemeinsam Abschied nehmen

, von Imke Kuhlmann

Sterbebegleiterin Beate Neugebauer: »Dieses Ehrenamt macht für mich Sinn.«

Reinbek – Beate Neugebauer ist gelernte Krankenschwester. Die 57-jährige engagiert sich seit 2015 beim Ambulanten Hospizdienst in Reinbek. Neugebauer ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und einen Hund, der sie ab und an auch begleitet. Sie hat sich zur Sterbebegleiterin qualifiziert und ist zurzeit Koordinatorin in dem Reinbeker Verein.

Der Reinbeker: Wie kamst Du zu dem Ehrenamt?

Beate Neugebauer: Als gelernte Krankenschwester bin ich schon durch den Beruf mit Sterben und Tod vertraut. Letztendlich waren es aber eine Reihe von Sterbefällen im Familien- und Freundeskreis, die mich zu diesem Ehrenamt brachten. Die Menschen stehen manchmal so allein mit ihren Sorgen und Gedanken da.

DR: Und warum bist Du hier beim Ambulanten Hospizdienst?

Beate Neugebauer: In der Zeitung hatte ich von einem Befähigungskurs zur Sterbebegleiterin beim Ambulanten Hospizdienst gelesen und habe mich angemeldet. Das Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Ich setze mich für ein möglichst würdevolles und selbstbestimmtes Leben bis zum Ende ein.

DR: Wie schaffst Du es, dass Probleme und Sorgen nicht zu nah an Dich herankommen?

Beate Neugebauer: Wir müssen natürlich lernen, uns abzugrenzen und bekommen dafür regelmäßige, professionelle Hilfe. Doch genauso sind Achtsamkeit und Empathie wichtig. Nur wenn es uns gut geht, können wir gut für andere da sein.

DR: Was genau ist Deine Aufgabe?

Beate Neugebauer: Im Jahr 2015 habe ich den Befähigungskurs zur Hospizbegleiterin gemacht und mich bis Anfang 2023 als Begleiterin engagiert.

Wir sind sowohl für schwerstkranke und sterbende Menschen als auch für die Angehörigen da. Momentan bin ich für die Erstbesuche und die Koordination der Ehrenamtlichen zuständig. Ich verfüge über die erforderlichen Qualifikationen, die dafür notwendig sind. Ich organisiere auch die Trauersprechstunde, in der wir Trauernden Raum für die Trauer und gemeinsame Gespräche anbieten.

DR: Wann wenden sich die Menschen an Euch?

Beate Neugebauer: Wenn nach einer Erkrankung keine Aussicht auf Heilung besteht. Es kann lange im Voraus sein aber auch erst wenige Tage vor dem Tod. In der Regel melden sich die Angehörigen bei uns, meist für den Betroffenen. Wenn die erkrankte Person es möchte, dass wir sie begleiten, kommen wir zum Gespräch, finden heraus, um welche Wünsche und Bedürfnisse es geht und wie wir unterstützen können.

DR: Wie viele Sterbebegleiter gibt es?

Beate Neugebauer: Zurzeit sind es etwa 20 Personen. Gerade am Tag der offenen Tür, den wir Mitte Oktober organisiert hatten, haben wir wieder gemerkt, was für ein gutes Team wir sind. Ende September nächsten Jahres beginnt ein neuer Befähigungskurs, für Menschen, die sich bei uns engagieren möchten. Seit der Gründung der ersten ambulanten Hospize 1981 hat eine Kompetenzentwicklung bezüglich Inhalts, Qualität und Umfang stattgefunden. Das betrifft nicht nur die Angebote und Beratung in der Hospizarbeit, sondern auch die Qualifizierung der Ehrenamtlichen.

DR: Und wie ist der Vorstand aufgestellt?

Beate Neugebauer: Es gibt zurzeit vier Vorstandsmitglieder. Die Vorsitzende hat nach zwölf Jahren gerade ihr Amt beendet und wir wollen die Position neu besetzen, auch gern mit jemandem von außen.

DR: Wie finanziert Ihr Euch?

Beate Neugebauer: Wir bekommen Mitgliedsbeiträge von unseren rund 120 Mitgliedern und eine Förderung von den Krankenkassen, aber wir sind ebenso immer wieder auf Spenden angewiesen, denn unsere Leistungen sind durchweg kostenlos.

DR: Wie laufen die Gespräche ab?

Beate Neugebauer: Grundsätzlich leisten wir viel Aufklärungsarbeit und vernetzen bei Bedarf auch weiter, je nach Situation und Bedürfnissen. Oft ist bereits ein Pflegedienst im Haus und bei manchen kommt zudem das SAPV-Team (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung). Unser Vorteil ist, wir haben Zeit für das Gespräch oder wenn noch möglich, auch mal einen Spaziergang. Es kann sein, dass wir in besonderen Fällen ein bis auch mal sogar drei Stunden vor Ort sind und den Angehörigen somit etwas Freiraum verschaffen. Manche Betroffene wiederum möchten oder können gar nicht mehr sprechen, sondern brauchen ihre Ruhe. Dafür sind wir dann auch gerne da.

Wir unterstützen eine Situation auszuhalten, die nicht mehr zu ändern ist. Das braucht manchmal gar nicht viele Worte.

DR: Braucht Ihr weitere Unterstützung?

Beate Neugebauer: Ja, wir suchen Menschen, die Lust haben, sich im Vorstand zu engagieren und natürlich freuen wir uns über weitere Ehrenamtliche für die Sterbebegleitungen.

DR: Wie geht es Dir mit der Hospizarbeit?

Beate Neugebauer: Ich mache das sehr gern. Es ist eine so sinnstiftende Aufgabe.

Vielen Dank für das Gespräch Beate. Das Interview führte Imke Kuhlmann.

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