Menschen bei uns

»Der Sport hat mein Leben verändert«

, von Imke Kuhlmann

Der 20-jährige studiert Psychologie

Reinbek – Es war ein Eishockeyspiel der Hamburg Freezers, das den Grundstein für den Erfolg des Reinbekers Tom Schmidt-Didlaukies legte. »Ich war fünf Jahre alt, als ich mit meinen Eltern ein Spiel dieser Eishockeymannschaft besuchte«, sagt der 20-jährige. Tom wollte jetzt auch Eishockey spielen. Doch er war noch klein und somit hätten die Eltern ihn viel fahren müssen. Also schlugen sie ihm als Alternative Feldhockey vor. Tom Schmidt-Didlaukies wurde Mitglied im Wohltorfer Tontaubenklub (TTK) und spielte zudem Tennis und Fußball. »Sport ist mein Ding«, sagt der junge Mann. Sport sei in der gesamten Familie ein Thema, die Eltern haben sich sogar darüber kennengelernt. Sein Bruder (22) spielte viele Jahre Hockey, seine Schwester (16) übt diesen Sport immer noch aus.
Kurz darauf spielte Tom bereits in der Hamburger Auswahl. Der Landesverband beruft besonders talentierte Spieler hier zu einem gesonderten Training, um sie auf den Leistungssport vorzubereiten. Mit steigendem Erfolg wechselte der Sportler 2017 den Verein. Er wurde Mitglied im UHC (Uhlenhorster Hockey Club). Das war mit mehr Fahrzeiten verbunden. Neben rund acht Stunden Training pro Woche, Athletik und Lauftraining sowie Turnieren am Wochenende kamen noch zwei Stunden Fahrt pro Training hinzu. Doch die Freude am Sport ging ihm dadurch nicht verloren. »Ich hatte große Unterstützung von der Familie«, betont er. Das wisse er noch heute zu schätzen. Auch sein Bruder (22) holte ihn oft von der Bahnstation ab. Dennoch bedeute Leistungssport ebenso Verzicht. Gerade im Alter von 15/16 Jahren konnte er meist nicht auf Partys gehen. Gerade am Sonnabend musste er absagen, wenn am Sonntag ein Spiel anstand. »Ich habe das aus voller Überzeugung getan, denn ich wollte fürs Spiel fit sein«, sagt er. Doch einige Freunde hätten dafür wenig Verständnis gehabt. Umso mehr wuchs er mit der Mannschaft zusammen.
Berufshockeyspieler zu werden, sei für ihn keine Option. »Hockey ist in Deutschland nicht so verbreitet.« Ganz anders als beispielsweise in den Niederlanden, Indien oder Pakistan. Alle Profis in Deutschland haben nebenbei einen Job, von dem sie leben. Tom Schmidt-Didlaukies spielte mit 17 Jahren sein Bundesliga-Debüt, zuvor war er zweimal mit seinem Team Deutscher Meister geworden. Mit 19 Jahren wurde er als Verteidiger Teil der Nationalmannschaft in der Altersklasse U21 (jünger als 21 Jahre). »Ich wurde zu einem U21-Lehrgang berufen, das ist die Vorbereitung und quasi der Startschuss«, sagt er. Trainings, sportlich und mental, werden im Lehrgang durchlaufen. Und auch einen Sponsor hat er bereits an seiner Seite, der seine Ausrüstung finanziert. Die Kleidung bekommt er gestellt. »Es war ein besonderes Gefühl, als ich das erst Mal das Trikot der Nationalmannschaft trug«, sagt er. Es sei sein Traum gewesen. Und es ehre ihn.
Im Dezember reiste er mit seinen Mannschaftskollegen zur Weltmeisterschaft nach Kuala Lumpur, Malaysia. »Es war so krass dort zu stehen und die Nationalhymne zu hören«, sagt er. Das erste Mal in einer neuen Spielklasse sei immer besonders gewesen, als Deutscher Meister, in der Bundesliga und nun als Weltmeister in der Nationalmannschaft. Bei allem sei seine Familie sein Anker. Seine Eltern und seine Schwester waren sogar zur Weltmeisterschaft angereist.
Auch die Hockeyspieler sind wie eine Familie, berichtet der Erfolgssportler. Und das nicht nur im Team, sondern bundesweit. Einmal im Jahr organisiert der UHC das Juli-Harnack-Turnier, das jährlich anlässlich des 2006 an Krebs verstorbenen damals 16-jährigen Spielers organisiert wird. Die Erlöse gehen an die Kinderkrebsstation des UKE. Gerade im Januar fand dieses Turnier wieder statt, für das Tom die weibliche U16 trainiert.
Inzwischen trainiert der Erfolgssportler 14 Stunden pro Woche. Athletik, Lauftraining und Wettspiele immer noch exklusive. Doch er wohnt inzwischen in Winterhude und ist schnell am Trainingsplatz. Auch am Olympiastützpunkt am Alten Teichweg finden Trainingseinheiten statt. Doch regelmäßig besucht er seine Familie in Reinbek. Der 20-jährige, der sein Abitur mit einer Note von 1,7 ablegte, studiert inzwischen Psychologie. Eigentlich sollte es Medizin werden, doch nach einem Semester stellte er fest, dass die Fehlzeiten zu groß waren.
Im März geht es wieder zum Lehrgang, Ende desselben Monats beginnt die Bundesligasaison. Im Juli könnte es zur Europameisterschaft nach Barcelona gehen. »Reisen ist mein Hobby«, sagt er, auch wenn ihm bei den Spielen wenig Zeit bliebe, das Land zu erkunden. Im Nationalteam U 21 kann er nicht weiterspielen, denn im Oktober wird er 21 Jahre alt. Ob es in der nächsten Altersklasse weitergeht, weiß er noch nicht.
Der Student achtet auf seine Ernährung aber eine Pizza ist schon mal drin. »Ich möchte auch leben«, sagt er. Der Sport habe ihm persönlich viel gebracht. Sportler können besser mit Stress umgehen und er habe gelernt, sich gut zu organisieren. Und Disziplin gehöre einfach zum Erfolg dazu. Die hat er bei der Weltmeisterschaft bewiesen, als er im Viertelfinale mit einem gebrochenen Daumen weiterspielte.
»Ich wachse mit dem Sport«, sagt er. Doch wichtig sei, sich Auszeiten zu nehmen und auf sich selbst zu achten. Trotz seines Erfolgs sei er immer noch Tom. Arrogant ist er in der Tat keineswegs. »Ich mache das nur so lange, wie es mir Spaß macht«, sagt er. Den bereitet es ihm immer noch. Doch jetzt müsse er erstmal realisieren, was im Dezember passiert ist – er ist mit seinem Team Weltmeister.

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